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Meldung vom 16.12.2020,
Ergänzung 07.01.2021:

Landesverband Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine
im Bund Deutscher Philatelisten e. V. (LSW)
:

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Matrixcode auf Briefmarken und blaue Poststempel

Postautomation bei der Deutschen Post: 2021 dürfte das Jahr größerer Umstellungen sein, die auch an den Sammlern nicht spurlos vorübergehen werden. Doch Gründe zu damit verbundenen Sammler-Befürchtungen bestehen nicht mehr.

2021 beginnt die Umstellung der "amtlichen" Briefmarken mit der Aufschrift "Deutschland": Ein zusätzlicher "Matrixcode" wird eingeführt.

Jede Neu-Ausgabe soll um ein Feld vergrößert werden, auf dem der Matrixcode abgedruckt wird, eine zweidimensionale Codierung, die jede Marke damit individuell 'durchnummeriert' und weitere Informationen enthält. Jede Marke kann als 'entwertet' registriert werden und wird erkannt, sollte sie abermals zur Frankatur verwendet werden.

Der Matrix-Code ist Sammlern und Postkunden in Deutschland schon lange bekannt: Z. B. bei den Schalterlabeln, den Freimachungsvermerken aus Firmenpost oder bei den bei Sammlern beliebten "Briefmarken Individuell". Bei Letzteren besteht beim Abschlagen z. B. von Sonderstempeln auf echt laufenden Sendungen schon länger die Postanweisung, den Matrix-Code zu verschonen.

   
Links: Briefmarke Individuell mit Matrix-Code rechts unten. Rechts: Freimachungsvermerk mit Matrix-Code aus Firmenpost (Abbildungen Detlev Moratz).

 
Im Frühjahr 2020 machten Meldungen zur Einführung des Matrix-Codes auf Briefmarken die Runde, nachdem die Deutsche Post AG eine Pressekonferenz abgehalten hatte. Ein ausführlicher Bericht des ausgewiesenen Experten Jürgen Olschimke (www.jolschimke.de) in der philatelie 514 - April 2020, Seiten 14 bis 17, sei jedem Interessenten ans Herz gelegt.

Auch der aktuelle Bericht in der philatelie 523 - Januar 2021, Seiten 4 und 6, von BDPh-Vizepräsident Jan Billion, bringt tiefere Einsichten (und Abbildungen) zur Umstellung.
 

Die Deutsche Post AG will offensichtlich auch bis März 2021 ihre Stempel auf blaue Farbe umstellen. Dies soll die Briefzentren betreffen. Zu Schalter- und auch Sonderstempeln sind bislang noch keine Zeiträume bekannt.
Der Grund dafür: Schwarze Stempel können den schwarzen Matrixcode unleserlich für die Maschinen machen, was durch die blaue Farbe nicht geschehen kann.

 
Die ersten Versuche in den Briefzentren 58 (Hagen) und 95 (Bayreuth) waren offensichtlich erfolgreich:

    
Briefausschnitte mit den ersten Tests der Briefzentren 58 und 95 ab dem 16.11.2020.
Links Tintenstrahl-Entwertung bei Großbriefen, rechts Maschinen-Rundstempel mit Werbe-Einsatz (Abbildungen Jürgen Olschimke).

Für die Umstellung der Stempelfarbe in den Briefzentren von Schwarz auf Blau soll alle dort verwendeten Stempel betreffen: Die Maschinen-Rundstempel mit nebenliegendem Werbe-Einsatz für die mit Marken frankierten Standardbriefe, die Tintenstrahl-Entwertungen bei den Großbriefen sowie die Handrollstempel.  

In Sammlerkreisen machten sich im Frühjahr zwei Befürchtungen breit:

  1. Alle älteren Briefmarken ohne den Matrix-Code würden nach einer Übergangszeit für frankaturungültig erklärt werden. Man erinnerte sich an die Umstellung 2002 von DM- auf Euro-Marken, die für den gesamten Sammlermarkt katastrophale Auswirkungen hatte: Ältere Überbestände konnten nicht mehr abgebaut und verwendet werden, was zu Preiseinbrüchen führte. Manch Sammler fühlte sich damals betrogen, was nachhaltige Folgen auf die Käufe der Euro-Marken hatte - bis heute.
    Vielleicht auch im Hinblick auf diese Erfahrung wurde seitens der Deutschen Post verlautet, dass dies nicht der Fall sein werde. Auch hatte das APHV-Magazin Nov.-Dez./2020, die Zeitschrift des deutschen Händlerverbandes, gemeldet, dass auch das zuständige Finanzministerium einer eventuellen Ungültigkeitserklärung nicht zustimmen würde.
  2. Briefmarken würden nicht mehr gestempelt werden. Weil der Matrix-Code einmalig ist und die Verwendung von den Lesemaschinen registriert wird und damit die Wiederverwendung einer Marke nicht mehr möglich ist, sei eine Stempelung generell nicht mehr erforderlich. In der Praxis sieht es aber anders aus. Sicher werden nicht alle Codes 100%ig erfasst werden können. Auch könnten "Postkunden" auf die Idee einer Wiederverwendung kommen, allein weil sie von dem Matrix-Verfahren keine Kenntnis haben. Zahlreiche Nachgebühr-Erhebungen wären die Folge, was den Postbetrieb stören würde. Auch dafür sind die Stempel dann weiterhin sinnvoll.
    Eigentlich ist diese Befürchtung aber auch gerade mit dem baldigen Einsatz der blauen Stempelfarbe widerlegt.

 
Die Einführung der Matrix-Marken bei den "Deutschland"-Ausgaben wird ab dem 4. Februar 2021 beginnen.
Die erste Marke ist die Ausgabe "Digitaler Wandel". Ersttagssonderstempel aller Sondermarken (auch ohne Matrix-Code) ab dem 4.2.21: BLAU.

Die Post und die Druckereien sind hier mit hohen Herausforderungen konfrontiert worden. Alle Markenformate müssen geändert werden, nicht nur für die nassklebenden Bogen- und Rollenmarken, sondern auch für die selbstklebenden Werte in Markenheftchen, Folienblättern und Rollen.
Eine andere Herausforderung ist der Druck selbst: Matrixcodes können nur im Digitaldruck hergestellt werden. Das passt nicht zu den schnellen Rollenoffsetmaschinen. Die Lösung ist wohl eine Kombination aus beiden Verfahren. Herstellung der Marken (inkl. Perforation) im Offsetdruck, anschließend der Digitaldruck mit dem Matrixcode. Sicherlich keine einfache oder kostengünstige Herstellungsmethode.
Alternativ könnte man auch an den gänzlichen Digitaldruck denken.
Die Umstellung, bzw. Erweiterung, der Lesemaschinen und zentralen Rechnereinheiten ist auch im Hinblick der Nachverfolgbarkeit (über Internet / Mobil-Apps), die damit neu angeboten wird, keine kleine Aufgabe.
An den Postschaltern dürften die genormten Staufächer und Rollenmarkengeber für die neuen (größeren) Formate der Marken nicht mehr passen. Hier dürften also auch Umrüstungen notwendig werden.

Die Dauermarken sollen im Jahr 2022 auf das neue Format umgestellt werden. Ob die langlebige bei Sammlern und Schalterkunden beliebte Dauermarkenserie "Blumen" fortgesetzt wird, ist noch unklar. So oder so, es sind komplett neue Marken.

Auch zu den Automatenmarken sind noch keine weiteren Informationen bekannt. Klar ist, die bisherigen Geräte können nicht umgerüstet werden.


Ein Test der Deutschen Post im Jahr 2018 mit neuen Automaten scheiterte zunächst und brachte den Sammlern die nicht angekündigte und schwer beschaffbare "ATM 10" (Abbildung Jürgen Olschimke).

 
Diese Umstellungen sollen zwei Probleme lösen, die die Postverwaltungen seit Anbeginn der Briefmarken plagen: Fälschungen (zum Schaden der Post) und illegale Mehrfachverwendungen von Postwertzeichen.

G. Detlev Moratz

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