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Meldung vom 30.08.2019:

Landesverband Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine
im Bund Deutscher Philatelisten e. V. (LSW):

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Internationale Briefmarken-Börse Sindelfingen, 24. - 26.10.2019:

Picasso-Rarität in Sindelfingen

Der Landesverband Südwest ist glücklich, wieder eine Rarität ersten Ranges an seinem Stand in Sindelfingen präsentieren zu können: Eine Original-Postkarte mit Zeichnung des Künstlers Pablo Picasso von 1918.


Dank der großzügigen Unterstützung durch das Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen und dem Eigentümer kann dieses Exemplar einem großen Publikum gezeigt werden.
Die Postkarte wurde im Juni 2015 bei Gärtner für rund 166.000,00 € ersteigert, der Ausruf lag bei 100.000,00 €.

 
Bei der Postkarte handelt sich um einen absolut seltenen Fund mit einer echten Zeichnung Picassos, gerichtet an Guillaume Apollinaire, der zu den bedeutendsten Lyrikern der französischen Literatur gehört. Pablo Picasso schickte am 5.9.1918 den Ansichtskartengruß mit dem Blick auf Pau, Les Pyrénées Basses, an seinen Freund und Dichter nach Paris.

 

Detail- / Hintergrund-Informationen:

Anstelle eines Textes versah Picasso die Postkarte mit einer Zeichnung, die der kubistischen Serie „La nature morte“ zuzuordnen ist. Sie enthält Elemente wie ein Glas und eine Pfeife, die Picasso oft bei Portraits von Apollinaire verwendet hat. (*1)

Picasso signierte die Zeichnung und versah sie zusätzlich mit dem Titel „Sainte Apollinaire“. Am 12. September sollte nämlich ein Fest in Saint Apollinaire stattfinden. Picasso benutzte dies als Synonym, um seinen kranken Freund aufzuheitern und ihm gute Besserung zu wünschen. Die Karte wurde zwischen Bedous und Pau aufgegeben und sollte mit der Bahn befördert werden. (*2)

Leider hat die Karte Apollinaire nie erreicht. Sie wurde zurückgewiesen „REBUT“, da Picasso den Namen des Empfängers „Don Guillermo Apollinaire“ auf spanisch geschrieben hatte. Nur wenige Monate, nachdem Picasso die Karte geschrieben hatte, erlag Apollinaire der Spanischen Grippe.

Ende September 1918 kehrte Picasso nach Paris zurück und erstellte sein Gemälde „huile et sable“, das heute im Salomon R. Guggenheim Museum in New York zu sehen ist. Die Komposition ist nahezu identisch mit der Zeichnung auf der Postkarte. Die Expertise des französischen Spezialisten Christian Riga, bestätigt die Echtheit dieses Picassos.

 

Picasso lernte Apollinaire 1905 kennen und führte ihn in die Kreise der Pariser Avantgarde-Maler ein. Von da an standen sie im künstlerischen Dialog und wurden enge Freunde. Sie unternahmen und überstanden vieles gemeinsam. Im Sommer 1911 wurden sie sogar verdächtigt, am Diebstahl des bekanntesten Gemäldes des Louvre, der Mona Lisa, beteiligt zu sein. Sie war am 21. August 1911 spurlos verschwunden, und beide gerieten in das Visier der Polizei durch den Besitz von iberischen Steinmasken, die über Géry Pieret – ein belgischer Abenteurer und zeitweise Angestellter Apollinaires – erworben worden waren. Nach einer Hausdurchsuchung wurde Apollinaire wegen Beherbergung eines Kriminellen und Verwahrung von Diebesgut verhaftet; er verriet nach zwei Tagen Picassos Beteiligung. Dieser wurde zwar verhört, aber nicht arretiert. Apollinaire wurde wenige Tage später aus der Haft entlassen und der Prozess gegen ihn im Januar 1912 aus Mangel an Beweisen eingestellt. Die Mona Lisa tauchte erst wieder am 13. Dezember 1913 in Florenz auf und kehrte am 1. Januar 1914 in den Louvre zurück.

Als Pablo Picasso im Juli 1918 in Paris Olga Kokhlova, die Primaballerina des „Ballets Russes“, heiratete, war Apollinaire einer der Trauzeugen.

 

(*1) Jean-Piere Jouffroy und Edouard Ruiz beschrieben in ihrem Werk „Picasso de l'image à la lettre“ (Temps Actuel, Paris, 1981) eine ähnliche Karte aus der Sammlung Baudot, die Picasso am 19. September 1918 an Apollinaire geschickt hatte. Die Zeichnung wird charakterisiert durch ein Glas und eine Pfeife an einem Bleistift in blauer Tinte. Die Objekte wurden sicher nicht zufällig gewählt. Das Glas könnte eine Anspielung auf das Werk „Alcool“, eines der beiden berühmtesten Gedichte Apollinaires sein. Picasso hat es oft bei Portraits von Apollinaire verwendet und hat den Dichter fast immer mit einer Pfeife im Mund dargestellt.
Die Zeichnung „La nature morte“ auf der Karte vom 5. September und vom 19. September verkörpert zwei Aspekte der kubistischen Phase Picassos von 1917 - 1919, die André Fermigier in seinem Buch „Picasso“ (Le livre de Poche) beschreibt. Er ist der Meinung, Picasso habe nie aufgehört, die Möglichkeiten des Kubismus zu hinterfragen und diese mit anderen Ausdrucksmitteln zu konfrontieren. Seine oft kleinformatigen Werke seien experimentell und spannen den Bogen von floristischem Kubismus, der fast barock erscheint, zu einer Geometrie der eleganten Kargheit (siehe das Bild „Nature morte“ mit Flasche und Vase, 1918) sowie das Gitarre, 1918

(*2) Die französische Bezeichnung für diese Beförderungsart ist „Cachet des courriers-convoyeures-lignes“. Die Karte wurde mit einem Typ 3-Stempel versehen, der ab 1904 verwendet wurde.


Bildseite der Postkarte  


Zusätzlich zur Picasso-Postkarte stellt der Landesverband noch eine Picasso-Briefmarkensammlung in voraussichtlich acht Rahmen aus.

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